Bernd Schorb “Aufwachsen im Medienkommerz. Eine Einführung”

Im realen Raum waren und sind Kultur und Konsum Antipoden. Im Musentempel der Kultur werden immaterielle Werte des Guten, Wahren und Schönen geschaffen. Im Konsumtempel stapeln sich die materiellen Werte, des Lukrativen und der Gewinnmaximierung. Zwar versucht die Konsumindustrie schon lange eine Alltagskultur zu schaffen, aber so recht gelingt das nicht, weil Alltagskultur auch von Menschen geschaffen wird und diese sich auch vom Konsum abgrenzen. Im medialen Raum, einem expandierenden Bestandteil des realen Raumes, werden jedoch Kultur und Konsum unter einem Dach endgültig vereint. Lebenskultur wird Konsumkultur. Für diejenigen, die bereits im heutigen real-medialen Raum groß geworden sind, ist der Konsum Bestandteil ihrer Alltagskultur. Die Accessoires der Konsumgesellschaft sind vor allem die Kulturgüter der jungen Menschen. In den medialen Angeboten und das sind nahezu ausschließlich Angebote des Kommerzes und des Konsums, finden die Menschen das kulturelle Kapital, das es ihnen erlaubt, sich innerhalb der Gesellschaft zu positionieren und Anerkennung zu finden. Und die Güter der sogenannten Hochkultur, im Realen oft einer Elite vorbehalten, werden über die Medien allgemein zugänglich. Allerdings:der souveräne Umgang mit der medialen Konsumkultur ist nicht für alle gegeben. Die Schranken, die durch Einkommen und Bildung errichtet werden, wirken auch hier. So stellt sich die Frage, ob die Medien als Reproduktionstechniken im Sinne Benjamins alle Formen der Kultur zum Allgemeingut machen, oder ob im Sinne Adornos die Kulturindustrie eine mediale Konsumgesellschaft produziert.

 

Profilbild Prof. Dr. Bernd SchorbBernd Schorb studierte an der Universität München Pädagogik, Politische Wissenschaften, Zeitungswissenschaften, Psychologie und Soziologie. Bis 2013 war er Professor für Medienpädagogik und Weiterbildung am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig, Direktor des Zentrum für Medien und Kommunikation der Universität Leipzig und Programmdirektor des Uniradio mephisto 97,6. Er ist erster Vorsitzender des JFF e.V., dem Träger des Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in München, des Medienpädagogik e.V. (Leipzig), des JFF Berlin-Brandenburg e.V. (Berlin), und Vorstand des GAM, Gesellschaft Alter Medien e.V.(Leipzig), sowie Herausgeber der Zeitschriften „Medien + Erziehung“ und  “Medien & Altern” (München).
Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der medienpädagogischen Theoriebildung, der Medienaneignungsforschung sowie der Entwicklung und Evaluation medienpädagogischer Praxis.

(Videodokumentation: https://videoonline.edu.lmu.de/de/node/7448)

 

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